Brillieren mit eigenem Kundenmagazin: Gotteswinter und Aumaier
Eine Münchner Druckerei schreibt Geschichte(n)
Wie zeigt eine Druckerei am besten, was sie zu leisten vermag? Das älteste Druckhaus Münchens gibt mit seinem Kundenmagazin „Gotteswerk“ die Antwort. Extravagant, überraschend und anders als die Konkurrenz „erzählen“ die Macher, was diese Druckerei kann und zeigt, dass sie zurecht nach über 150 Jahren am Markt immer noch sehr erfolgreich ist.
Kundenmagazine zählen noch zu den traditionellen Kommunikationsmedien. Bevor die Digitalisierung unsere Welt erobert hat, waren sie im Bereich der Unternehmenskommunikation für viele das Maß aller Dinge. Als Gotteswinter und Aumaier sich vor 15 Jahren zu einem eigenen Kundenmagazin entschied, zeigte der Trend bereits in eine andere Richtung. Aber ihr „Gotteswerk“ ist dennoch so erfolgreich geworden, dass Kunden, Fachleute und Sammler jedes Jahr gespannt auf die neueste Ausgabe warten. Das war allerdings nicht von Anfang an so. In den ersten Jahren präsentiere man sich noch ganz klassisch als Unternehmen, berichtete über seine technischen Möglichkeiten. Das war professionell und fachlich perfekt gemacht, aber die erwünschte Resonanz brachte es nicht. Vor sechs Jahren machte die Druckerei einen entscheidenden Schnitt. Das Kundenmagazin sollte entweder eingestellt oder aber komplett anders gemacht werden. Die Verantwortlichen entschieden sich für Letzteres und lösten sich dafür von den gängigen Erwartungen und Konventionen eines Kundenmagazins. Es sollte die richtige Entscheidung sein!
Was anders als bisher gemacht wurde: 2014 hat man aufgehört, Leistungen zu beschreiben und stattdessen angefangen, sie zu inszenieren. In der ersten überarbeiteten Version wurde ein Theaterstück in sechs Akten produziert, das textlich und bildlich die eigenen Themen in einer neuen, kreativ überraschenden Form kommuniziert. Dem Leser wird nicht erklärt, sondern intelligent erzählt, was das Unternehmen alles leisten kann. Überrascht wurde Gotteswinter und Aumaier von der enormen Resonanz auf ihre Idee. Die Nachfrage nach dem neuen „Gotteswerk“ war so groß, dass es bald nicht mehr verfügbar war. Diesem Anspruch wurde die Druckerei auch in den Folgeausgaben gerecht. Der Lohn für die Mühe sind mehrere nationale wie internationale Preise für das Kundenmagazin wie beispielsweise der begehrte Red Dot Award und die Auszeichnung zur „Druckerei des Jahres 2018“ in der Kategorie Innovation.
Bei der zuletzt erschienenen Ausgabe ging es darum „Das richtige Maß (zu) finden“. Erstmals steht dabei ein redaktioneller Inhalt mit einem Leitthema um die Münchner Benediktiner Mönche im Mittelpunkt. Auch optisch ist das „Gotteswerk“ wieder ein richtiger Hingucker, den man in die Hand nehmen und auspacken möchte. Denn dieses Mal ist es nicht ein Magazin, sondern es sind drei herausnehmbare Broschüren als Triptychon in einem Außenumschlag zusammengefügt. Dieser Umschlag ist in händischer Maßarbeit und mit einer auffallenden fein, silbrigen Heißfolienprägung gefertigt. Dieser Titel könnte genauso gut in einem Bücherregal stehen. Blickt man in der Firmengeschichte zurück, ist das gar nicht so abwegig. Firmengründer Joseph Gotteswinter hat 1862 als Buchdrucker angefangen. Damals noch mit Schriftsetzern wie zu Zeiten Gutenbergs. Heute ist Gotteswinter und Aumaier einer der größten und modernsten Druckereien in München.
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